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► Ist Plattdeutsch eine Schriftsprache?

Veröffentlicht Klaus Werner Kahl am 20.03.2016
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Das Platt- bzw. Niederdeutsche ist eine eigenständige Sprache mit vielen Dialekten. Ein Einheits- oder Standardplatt gibt es aber nicht.

Nach Duden1 bezeichnet man die "schriftlich verwendete Sprachform, die an Landschaften und Dialekte gebunden ist, aber bereits eine beginnende Vereinheitlichung und großräumige Ausgleichstendenzen erkennen lässt, als Schreibsprache." Laut wiktionary2 ist Schreibsprache vor allem die Bezeichnung für die regional unterschiedlichen Schriftsprachen in den älteren Sprachentwicklungsstufen; bisweilen verwendet man synonym aber auch den Begriff "Schriftsprache"3.

Antwort 1: Also ist Platt nach diesen Definitionen erst einmal eine Schreibsprache.

Etwas gröber gesehen ist sie danach auch eine Schriftsprache.

In Abgrenzung zur Schreibsprache definiert der Duden Schriftsprachen als "Hoch-, Standardsprachen in der (bestimmten sprachlichen Gesetzmäßigkeiten folgenden) schriftlichen Form." Dagegen definiert Klaus Wolschner4 im Aufsatz "Eine neue Schrift-Sprache entsteht" Schriftsprachen wie folgt: "Die Schrift-Sprache ermöglicht das Aufzeichnen des Denkens und dieses Schrift-Denken ermöglicht eine neue ordnende Vernunft."
Für die Duden-Definition ist eine Hoch- bzw. Standardsprache Voraussetzung für eine Schriftsprache. Diese Forderung wird vom Platt nicht erfüllt (siehe oben). Dennoch folgt das Platt einer bestimmten, sprachlichen Gesetzmäßigkeiten folgenden Form, wie von Duden gefordert. Und wer bezweifelt, dass man in Platt nicht alle Gedanken zu Papier bringen kann?!

Antwort 2: Unser Platt ist nicht nur eine Schreib-, sondern auch eine Schriftsprache!

Wie sonst hätten die umfangreichen Werke z.B. von Klaus Johann Groth, Fritz Reuter und Augustin Wibbelt zustande kommen können oder auch das Platdüütske Naokieksel, in dem Begriffe aus vielen Bereichen, ja sogar hochtechnische Berechnungsmethoden wie die Finite-Element-Rechnung (FEM) beschrieben werden?

Ohne Frage gibt es aber im Plattdeutschen einen starken Nachholbedarf in der Festlegung der Schreibweise für die vielen Doppellaute (Diphthongen), die es in den verschiedenen plattdeutschen Dialekten gibt, nicht aber im Hochdeutschen. Für das Münsterland ist die Festlegung bereits erfolgt (siehe Aussprache und Betonung).

 

Quellen

1 http://www.duden.de/rechtschreibung/

2 https://de.wiktionary.org/wiki/Schreibsprache

3 Stefan Sonderegger: Althochdeutsch. In: Lexikon der germanistischen Linguistik. 2., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Hrsg. v. Hans Peter Althaus, Helmut Henne, Herbert Ernst Wiegand. Niemeyer, Tübingen 1980, Seite 569-576; Zitat Seite 570. ISBN 3-484-10391-4.

4 www.medien-gesellschaft.de/html/schriftsprache.html

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